Hoila
„15.000 Etiketten per Hand aufkleben - da schlägt man sich schon mal die Nacht um die Ohren.“
Unabhängig voneinander haben Philipp und Stefan Zingerle sowie Maximilian Alber einige Zeit in England verbracht. Dass sie da nicht nur studiert und gearbeitet, sondern sich auch unter die Leute gemischt haben, versteht sich. Dabei ist ihnen aufgefallen, dass man in den englischen Pubs nicht ausschließlich Bier, sondern vor allem Cider trinkt. Das ist ein Apfelschaumwein mit einer langen Tradition in England und Schottland. „Wir haben uns die Frage gestellt: wenn es bei uns in Südtirol so viele Äpfel gibt, weshalb gibt es dann keinen Cider?“ Dieser Frage sind sie nachgegangen und haben herausgefunden, dass es in Italien zu Mussolinis Zeiten ein Gesetz gab, dass die Produktion von Fruchtfermenten stark einschränkte, um die Weinwirtschaft zu schützen. Zwar wurde das Gesetz bereits Ende der 1970er Jahre wieder aufgehoben, doch schienen Getränke wie der Apfelschaumwein in Vergessenheit geraten zu sein.
Qualität, Wissen und Beharrlichkeit
Es entstand die Idee, ein solches Getränk in Südtirol herzustellen und auf den Markt zu bringen. Da es hierzulande an Wissen mangelte und sie alle drei nicht vom Fach sind, beschloss man, sich an Experten zu wenden. Diese arbeiten an der Heriot Watt University in Schottland, einem Institut für Brauerei und Destillation. Nach den ersten Gesprächen erklärten sich die Fachleute bereit, an dem Projekt mitzuarbeiten.
„Wir hatten großes Glück!“ erzählt Philipp Zingerle „An der Universität war der ehemalige technische Leiter der Firma Heineken tätig, der von unserem Vorhaben überzeugt war und die ganze Produktentwicklung federführend begleitet hat“. Also verfrachteten die jungen Leute jede Menge südtiroler Äpfel nach Edinburgh - Tafelware, keine „Faller“. An die zwanzig Sorten wurden getestet um zu sehen, welche wohl die geeignetste wäre. Am Ende wurde es eine Kombination aus vier verschiedenen Sorten, die aufgrund ihrer Eigenschaften wie Süße, Säure, Saft und Konsistenz aufeinander abgestimmt wurden. Damit aber nicht genug: einige Früchte müssen separat, andere in Kombination fermentiert werden, andere gar nicht. Dabei spielt die Hefe, Temperatur, der Druck in den Tanks, die Lagerung, die Dauer der Fermentierung und andere Feinheiten eine wichtige Rolle.
„In Blindverkostungen wurden 20 Sorten Cider bewertet; die auf den ersten fünf Plätzen waren alle von uns!“
freut sich Philipp.
Gut Ding braucht Weile
Nach vier Jahren Tüftelei wurde der Cider endlich für gut befunden. Natürlich wollte man den Südtiroler Cider mit den Südtiroler Äpfeln auch in Südtirol produzieren. Es war nicht leicht für die Jungunternehmer eine Produktionsstätte zu finden, zumal viele ihrem Vorhaben eher skeptisch gegenüberstanden. In Kurtinig im Unterland wurden sie schließlich fündig: Georg Maffei, der in seiner Kellerei auch den Apfelsekt „Iduna“ produziert, war bereit mitzumachen. Mithilfe der schottischen Wissenschaftler hat man die idealen Bedingungen geschaffen; Luftdruck und Feuchtigkeit sind überall anders, also musste die Rezeptur erst angepasst werden. Fünf Wochen dauert es ungefähr, bis der Cider fertig ist zum Abfüllen, im Winter wegen der niedrigen Temperaturen etwas länger. Nur 5% Alkohol, keine künstlichen Aromen, kein Zucker und keine Haltbarkeitsmittel sind darin enthalten, nicht einmal Wasser. „Selbst die Kohlensäure ist natürlich. Sie entsteht bei der Gärung, die setzen wir nicht hinzu.“ sagt Philipp Zingerle. Seit Juni 2014 ist der Cider mit dem eingängigen, unverkennbar südtirolerischen Namen „hoila“ auf dem Markt.
Von der Heimproduktion zur Preisverleihung
Zu Beginn sind die drei jungen Männer mit ihrem Apfelcider im Kofferraum durchs Land gefahren, haben an die Türen der Gastbetriebe geklopft und ihr Produkt angeboten. „Hoila“ fand rasch Anklang und die Produktionszahlen stiegen. Sie haben in der Kellerei mit angepackt, sich ums Abfüllen, Lagern, den Vertrieb und das Marketing gekümmert – das war ziemlich zeitintensiv, vor allem weil alle drei berufstätig sind. „Irgendwann hatten die Kisten auch gar nicht mehr in unseren Autos Platz“, lacht Philipp Zingerle. Heute arbeiten sie mit Getränkefirmen zusammen und auch den Betrieb in Kurtinig haben sie angepasst – „mit Etikettiermaschine“ fügt der Jungunternehmer hinzu, und erinnert sich an die mühsame Handarbeit zu Beginn. Mit ihrem Hoila Cider haben sie auch schon einen Preis gewonnen: den „goldenen Apfel“ in Frankfurt im Jahr 2015. Er gilt als Oscar der Apfelweinszene. Das klingt doch nach mehr, oder? „Wir setzen unsere Ziele eher kurzfristig: zum Beispiel doppelt so viele Falschen zu produzieren wie im Monat zuvor.“ sagt Philipp Zingerle. An Ideen und Tatendrang fehlt es den dreien nicht – man darf gespannt sein!
Unabhängig voneinander haben Philipp und Stefan Zingerle sowie Maximilian Alber einige Zeit in England verbracht. Dass sie da nicht nur studiert und gearbeitet, sondern sich auch unter die Leute gemischt haben, versteht sich. Dabei ist ihnen aufgefallen, dass man in den englischen Pubs nicht ausschließlich Bier, sondern vor allem Cider trinkt. Das ist ein Apfelschaumwein mit einer langen Tradition in England und Schottland. „Wir haben uns die Frage gestellt: wenn es bei uns in Südtirol so viele Äpfel gibt, weshalb gibt es dann keinen Cider?“ Dieser Frage sind sie nachgegangen und haben herausgefunden, dass es in Italien zu Mussolinis Zeiten ein Gesetz gab, dass die Produktion von Fruchtfermenten stark einschränkte, um die Weinwirtschaft zu schützen. Zwar wurde das Gesetz bereits Ende der 1970er Jahre wieder aufgehoben, doch schienen Getränke wie der Apfelschaumwein in Vergessenheit geraten zu sein.
Qualität, Wissen und Beharrlichkeit
Es entstand die Idee, ein solches Getränk in Südtirol herzustellen und auf den Markt zu bringen. Da es hierzulande an Wissen mangelte und sie alle drei nicht vom Fach sind, beschloss man, sich an Experten zu wenden. Diese arbeiten an der Heriot Watt University in Schottland, einem Institut für Brauerei und Destillation. Nach den ersten Gesprächen erklärten sich die Fachleute bereit, an dem Projekt mitzuarbeiten.
„Wir hatten großes Glück!“ erzählt Philipp Zingerle „An der Universität war der ehemalige technische Leiter der Firma Heineken tätig, der von unserem Vorhaben überzeugt war und die ganze Produktentwicklung federführend begleitet hat“. Also verfrachteten die jungen Leute jede Menge südtiroler Äpfel nach Edinburgh - Tafelware, keine „Faller“. An die zwanzig Sorten wurden getestet um zu sehen, welche wohl die geeignetste wäre. Am Ende wurde es eine Kombination aus vier verschiedenen Sorten, die aufgrund ihrer Eigenschaften wie Süße, Säure, Saft und Konsistenz aufeinander abgestimmt wurden. Damit aber nicht genug: einige Früchte müssen separat, andere in Kombination fermentiert werden, andere gar nicht. Dabei spielt die Hefe, Temperatur, der Druck in den Tanks, die Lagerung, die Dauer der Fermentierung und andere Feinheiten eine wichtige Rolle.
„In Blindverkostungen wurden 20 Sorten Cider bewertet; die auf den ersten fünf Plätzen waren alle von uns!“
freut sich Philipp.
Gut Ding braucht Weile
Nach vier Jahren Tüftelei wurde der Cider endlich für gut befunden. Natürlich wollte man den Südtiroler Cider mit den Südtiroler Äpfeln auch in Südtirol produzieren. Es war nicht leicht für die Jungunternehmer eine Produktionsstätte zu finden, zumal viele ihrem Vorhaben eher skeptisch gegenüberstanden. In Kurtinig im Unterland wurden sie schließlich fündig: Georg Maffei, der in seiner Kellerei auch den Apfelsekt „Iduna“ produziert, war bereit mitzumachen. Mithilfe der schottischen Wissenschaftler hat man die idealen Bedingungen geschaffen; Luftdruck und Feuchtigkeit sind überall anders, also musste die Rezeptur erst angepasst werden. Fünf Wochen dauert es ungefähr, bis der Cider fertig ist zum Abfüllen, im Winter wegen der niedrigen Temperaturen etwas länger. Nur 5% Alkohol, keine künstlichen Aromen, kein Zucker und keine Haltbarkeitsmittel sind darin enthalten, nicht einmal Wasser. „Selbst die Kohlensäure ist natürlich. Sie entsteht bei der Gärung, die setzen wir nicht hinzu.“ sagt Philipp Zingerle. Seit Juni 2014 ist der Cider mit dem eingängigen, unverkennbar südtirolerischen Namen „hoila“ auf dem Markt.
Von der Heimproduktion zur Preisverleihung
Zu Beginn sind die drei jungen Männer mit ihrem Apfelcider im Kofferraum durchs Land gefahren, haben an die Türen der Gastbetriebe geklopft und ihr Produkt angeboten. „Hoila“ fand rasch Anklang und die Produktionszahlen stiegen. Sie haben in der Kellerei mit angepackt, sich ums Abfüllen, Lagern, den Vertrieb und das Marketing gekümmert – das war ziemlich zeitintensiv, vor allem weil alle drei berufstätig sind. „Irgendwann hatten die Kisten auch gar nicht mehr in unseren Autos Platz“, lacht Philipp Zingerle. Heute arbeiten sie mit Getränkefirmen zusammen und auch den Betrieb in Kurtinig haben sie angepasst – „mit Etikettiermaschine“ fügt der Jungunternehmer hinzu, und erinnert sich an die mühsame Handarbeit zu Beginn. Mit ihrem Hoila Cider haben sie auch schon einen Preis gewonnen: den „goldenen Apfel“ in Frankfurt im Jahr 2015. Er gilt als Oscar der Apfelweinszene. Das klingt doch nach mehr, oder? „Wir setzen unsere Ziele eher kurzfristig: zum Beispiel doppelt so viele Falschen zu produzieren wie im Monat zuvor.“ sagt Philipp Zingerle. An Ideen und Tatendrang fehlt es den dreien nicht – man darf gespannt sein!